Ich will inklusiv sein.

Ja, in diese Richtung will ich hineinleben und all jene Momente anerkennen und akzeptieren, in denen es nicht lustig, achtsam und schön zugeht:

Jenen Moment, in dem ich mir in einem überfüllten Cafe den Saft über meinen Pulli leere; jenen, in dem ich große Unsicherheit verspüre, weil ich mich beobachtet fühle und ängstlich, ich könne nicht genügen; jenen Moment, in dem ich merke, dass ich völlig abgedriftet bin in die social-media Welt und sich in mir eine fahle Stimmung breit macht; jenen Moment, in dem mich der Zorn überkommt und ich einen geliebten Menschen Dinge an den Kopf werfe, für die ich mich kurze Zeit später schäme; jenen Moment, in dem ich meine Fähigkeiten als Yogalehrende in Frage stelle, weil ich nach wie vor keinen Handstand beherrsche und gleichzeitig merke, dass diese Unsicherheit ein kompletter Humbug ist; jenen Moment, in dem ich meinen Körper mal wieder nicht mag, nachdem ich das zigste Muttermal entdeckt habe und die Kopfhaut juckt….

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Ja, ich will inklusiv leben – ich will inklusiv sein und all das, was Leben ausmacht: das Dunkel und das Hell… die vielen Graustufen in mir an Stimmungen, Sehnsüchten, Gefühlen sein lassen, anerkennen.

Ich bin fest davon überzeugt und spüre, dass dieses inklusive Leben zwar nicht leicht ist, weil wir verdammt viel Mut brauchen, zu unseren Unsicherheiten zu stehen, zu unseren Unvollkommenheiten, unseren Ängsten und Schamhaftigkeiten…

Ich bin auch fest davon überzeugt, dass kein Weg daran vorbeiführt, wollen wir ehrlich und authent in die Tiefe hineinleben und in befriedigende Verbindung mit uns und anderen kommen.

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Ich will inklusiv sein – ganz da sein!

Ich möchte ganz da sein, bewusst da sein. Dabei hilft mir die Achtsamkeit. Und ich möchte zufrieden da sein. Dabei unterstützt mich das Wohlwollen, das Selbstmitgefühl…

Dazu passt ein Gedicht von Rumi. Ich bin das erste Mal über dieses Bild in einem Schweigeretreat gestoßen, als wir darauf hingewiesen wurden, alles, was unser Kopf erzählt, gut sein zu lassen:

Das Gasthaus

Das menschliche Dasein ist ein Gasthaus.

Jeden Morgen ein neuer Gast.

Freude, Depression und Niedertracht –

auch ein kurzer Moment von Achtsamkeit

kommt als unverhoffter Besucher.

Begrüße und bewirte sie alle!

Selbst wenn es eine Schar von Sorgen ist,

die gewaltsam Dein Haus

seiner Möbel entledigt,

selbst dann behandle jeden Gast ehrenvoll.

Vielleicht bereitet er dich vor

auf ganz neue Freuden.

Dem dunklen Gedanken, der Scham, der Bosheit –

begegne ihnen lachend an der Tür

und lade sie zu Dir ein.

Sei dankbar für jeden, der kommt,

denn alle sind zu Deiner Führung

geschickt worden aus einer anderen Welt.

Rumi

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Mögest du neugierig und wohlwollend ganz du sein!

Shanti,

Sabine