Besonders der Jahresanfang ist geprägt von guten Vorsätzen und davon, wie wir uns das Kommende wünschen. Wie wir alle wissen – und die meisten am eigenen Leibe erfahren haben – können wir viele davon auf Dauer nicht durchsetzen. Trotzdem wohnt jedem Vorsatz ein Zauber inne…

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Es gibt Vorsätze, die man wahrlich erreichen kann mit Hilfe einer gehörigen Portion Disziplin, Mut und Ausdauer, wie z.B. eine neue Gewohnheit etablieren: nicht Rauchen in etwa. Dann gibt es aber auch andere Vorsätze, eher Wünsche, die schwer beschreibbar sind wie Gefühlszustände von Zufriedenheit, oder Visionen von unserem Leben. Und manchmal gibt es einfach nur Fragen, auf die man sich Antworten wünscht…

Klar kann man daran arbeiten, Antworten zu finden und Qualitäten kultivieren, die einen Boden bereiten für wünschenswert Gefühltes. Dies tun wir auch, wenn wir unseren Yoga üben. Und dann braucht es eine gehörige Portion Vertrauen (sraddha) und Gelassenheit (vairaghya) und das Wissen, dass alles seine Zeit hat.

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Ich mag die Winterzeit

Fühl dich doch mal hinein in diesen Naturraum und in deine (Körper)räume…

Erlaube dir, dich mit deinen Fragen und Wünschen als Samenkorn zu begreifen. Ein Samenkorn benötigt seine ganz eigene Zeit zu erwachen und zu reifen.

Wünsch dir was, erwarte nichts und werde reich beschenkt! Das bedeutet nicht, dass wir untätig sind – nein ganz und gar nicht. Das bedeutet, dass wir dem natürlichen Lauf des Lebens vertrauen und mitten drin sind: genauso wie wir sind!

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Zu diesem Lebensthema möchte ich euch ein wunderschönes Rilke-Gedicht ins Herz legen. Möge es euch inspirieren!

Man muss den Dingen

die eigene, stille, ungestörte

Entwicklung lassen,

die – wie jeder Fortschritt – tief

von innen kommt

und durch nichts gedrängt oder

beschleunigt werden kann.

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Alles ist ausgetragen

und dann gebären.

Reifen, wie der Baum,

der seine Säfte nicht drängt

und getrost in den Stürmen des

Frühlings steht

ohne Angst, dass dahinter

kein Sommer mehr kommen

könnte.

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Er kommt doch.

Aber er kommt nur zu den

Geduldigen,

die da sind, als ob die Ewigkeit

vor ihnen läge,

so sorglos still und weit.

Man muss Geduld haben gegen

das Ungelöste im Herzen

und versuchen, die Fragen

selber lieb zu haben

wie verschlossene Stuben und wie

Bücher,

die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu

leben.

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Wenn man die Fragen liebt,

lebt man vielleicht allmählich,

ohne es zu merken,

eines fremden Tages in die Antworten hinein.

Rainer Maria Rilke.